News – Umgang mit Nachrichten
News – Umgang mit Nachrichten

News – Umgang mit Nachrichten

Mit Donald Trump als nächstem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika haben Rassismus und Sexismus die Wahl gewonnen. Eine Nachricht, die überwältigen kann – mir kamen die Tränen. Wie gehe ich mit belastenden Informationen um und bleibe trotzdem auf dem Laufenden? Diese Frage beschäftigt auch die Forschung. Eine Studie aus Kanada, veröffentlicht im Journal of Personality and Social Psychology, zeigt, dass Menschen, die beim Nachrichtenkonsum regelmäßig starke negative Emotionen erleben, oft auch über eine schlechtere psychische und physische Gesundheit berichten. Gleichzeitig gaben diese Befragten an, eine größere Motivation zu verspüren, sich politisch zu engagieren.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen Frustration und Engagement kennt auch Aktivistin und Musikproduzentin Juliane Wolf. Sie hat den Blog „jule_stabil“ ins Leben gerufen, mit dem sie sich in Thüringen für Menschenrechte und Demokratie einsetzt.

Jule, wie gehst du mit negativen Nachrichten um?

Die Nachrichten der letzten Jahre – Wahlergebnisse hier bei mir im Osten und in den USA, die vielen Krisen und Kriege – nehmen mich und viele andere oft mit. Ich habe manchmal das Gefühl, dass alles schneller und schlimmer wird, während der Alltag einfach weitergeht. Wenn es mir zu viel wird, habe ich mit Panikattacken zu kämpfen, weil ich mit einer Angststörung lebe. Mein mittelschweres ADHS macht es mir zudem schwer, Reize zu verarbeiten, weshalb ich oft erschöpft bin. Zum Glück habe ich bereits seit 2023 eine tolle Therapeutin, das hilft mir sehr. Ich habe diesen Platz damals aber nur über Beziehungen im Familienkreis so schnell bekommen. Für von psychischen Beschwerden betroffene Menschen muss es dringend leichter werden, Hilfe zu bekommen!

Warum hast du dich entschieden, politisch aktiv zu werden?

Ich bin in Greiz aufgewachsen, einer Kleinstadt in Thüringen, wo Rechtsextremismus immer präsent war. Nach dem Abi bin ich weggezogen und habe an verschiedenen Orten und auch im Ausland gelebt. Während der Pandemie kam ich zurück und sah hier die ‚Spaziergänge‘ der Corona-Leugner und AfD-Anhänger. Das hat mich schockiert. Als dann durch die Correctiv-Recherchen das Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam aufgedeckt wurde, haben Freund*innen von mir auch in Greiz Demos für die Demokratie gestartet. Nach der ersten Demo gründete sich unser Aktionsbündnis Kolibri. Seitdem organisieren wir gemeinsam Demos, Proteste, Infostände wie ‚Röcke gegen Höcke‘ zur Aufklärung über die Ziele der AfD, Aktionen mit Geflüchteten und Küfa-Abende (Küche für alle). Gerade komme ich von einem Stolperstein-Mahngang unseres Bündnisses und bin emotional noch total bewegt.

Wie hilft dir der Austausch mit anderen?

Es ist toll, Menschen gefunden zu haben, die ähnlich denken wie ich. Ohne das Bündnis wüsste ich hier nicht, was ich machen würde. Auch der Austausch mit meiner Familie und engen Freunden ist superwichtig für mich. Nach der Wahl haben wir uns im Bündnis im Kreis zusammengesetzt und jede*r hat erzählt, wie er*sie die Wahl erlebt hat. Das tat richtig gut. Bei unseren Küfa-Abenden haben wir auch einfach Spaß und reden über andere Themen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir denselben Grundkonsens haben: Rechtsextremismus, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und andere Diskriminierung lehnen wir ab. In einer Stadt mit fast 40 Prozent AfD-Wähleranteil ist das leider nicht selbstverständlich.

Was machst du noch, um deine seelische Gesundheit zu schützen?

Ich habe so meine Basics: Sport, also Laufen, Meditation, gutes Essen, regelmäßiger Schlaf. Und dann sind da noch meine Freund*innen und Familie, auf die ich mich verlassen kann. Außerdem kann ich als Musikproduzentin meine Gefühle in der Musik ausdrücken, und das hilft mir sehr.

Gelassen bleiben: Tipps für den Umgang mit belastenden Nachrichten

  1. Nachrichten bewusst dosieren
    Weniger ist mehr. Lies ruhig nur ein- oder zweimal am Tag Nachrichten. Das bewusste „Ausschalten“ der Nachrichtenkanäle verringert Stress, und die Weltlage ändert sich in der Regel nicht über Nacht.
  2. Abstand gewinnen durch bewusste Abgrenzung
    Mut zur Lücke. Oftmals werden wir von Nachrichten und sozialen Medien bombardiert. Sich abzugrenzen bedeutet, zu akzeptieren, dass wir nicht auf alles reagieren und uns nicht auf alles emotional einlassen müssen. Das ist in Ordnung.
  3. Achtsamkeitsübungen einbauen
    Achtsamkeit stärkt die Fähigkeit, im Moment zu bleiben, ohne sich von negativen Gedanken mitreißen zu lassen. Hilfreich kann es sein, eine achtsame Pause von fünf oder zehn Minuten am Tag einzubauen. Du kannst in dieser Zeit meditieren, bewusst eine Tasse Tee trinken oder eine Runde in der Natur drehen. Das hilft, im Hier und Jetzt zu bleiben.
  4. Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit
    Mach es wie Juliane: Tausche dich mit Gleichgesinnten aus. Das mindert das Gefühl von Isolation und schafft gemeinsame Perspektiven. Vielleicht findest du in deiner Nähe Menschen, die deine Werte vertreten und mit denen du dich engagieren kannst. Juliane ist einer Partei beigetreten. „Ich kann in diesen Zeiten allen nur empfehlen, aktiv zu werden – egal, ob in einem Bündnis oder in einer Partei“, sagt sie. „So fühle ich, dass ich etwas bewegen kann.“
  5. Gefühle anerkennen und konstruktiv umwandeln
    Es ist, wie es ist. Angst, Wut oder Frustration sind normale Reaktionen auf schwierige Zeiten. Statt diese zu unterdrücken, hilft es, sich ihrer erst einmal bewusst zu werden und sie anzunehmen. Manche Dinge liegen außerhalb des eigenen Einflussbereichs, und es ist klug, unterscheiden zu können, was man akzeptieren muss und wo man aktiv werden kann.
  6. Selbstwirksamkeit stärken
    Selbstwirksamkeit bedeutet, die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus. Du hast vermutlich keinen direkten Einfluss auf das Weltgeschehen, aber du kannst dein näheres Umfeld gestalten. Wenn du aktiv wirst, holst du dir Kontrolle zurück und tust etwas für deine emotionale Gesundheit – das fand Albert Bandura heraus, Psychologe und Begründer des Konzepts der Selbstwirksamkeit.

Vorschau

Weil Juliane eine Angsterkrankung angesprochen hat: Bald erscheint eine neue Meditation gegen Angst, innere Unruhe und Panik. Wie wichtig solche Entspannungsreisen sind, zeigt sich deutlich, wenn ich mir die Evergreens auf meinem YouTube-Kanal ansehe – eine Meditation gegen Angst und Panik steht dabei an zweiter oder dritter Stelle.